Läufer auf einer Straße in Startposition
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Verletzung des Knorpels

Auch: Chondropathie

Das Knie ist an den Gelenkflächen mit einer zwei bis acht Millimeter dicken Knorpelschicht ausgestattet. Sie verhindert, dass die Knochen in diesen Bewegungsbereichen direkt aneinander reiben. Darüber hinaus wirkt diese Schutzschicht durch ihre Elastizität zusammen mit den Menisken als Stoßdämpfer und ermöglicht so eine beschwerdefreie Bewegung. Verletzungen des Knorpels treten oftmals beim Sport auf. Das liegt an den hohen Belastungen des Knies durch Stöße und plötzliche Richtungswechsel, wie sie vor allem bei Sportarten wie Fußball, Skifahren oder Squash häufig auftreten.

Kommt es durch zu starke Krafteinwirkung auf das Kniegelenk zu Verletzungen dieser Knorpelschicht, kann dies der Auslöser für eine weiter fortschreitende Schädigung bis hin zu einer Arthrose sein. Da es aufgrund fehlender Blutgefäße keine direkte Versorgung des Knorpels mit Nährstoffen durch das Blut gibt, ist ein Heilungsprozess in der Regel langsam. Deshalb sollte bei einem Verdacht auf Knorpelverletzung in jedem Fall ein Kniespezialist aufgesucht werden. Nur so kann ein voranschreiten der Verletzung und damit eine bleibende Schädigung vermieden werden.

Junges Paar beim Squash spielen

Symptome

Liegt eine Verletzung des Knorpelgewebes vor, klagen Betroffene häufig über Schmerzen beim Gehen und in manchen Fällen auch wenn das Knie nicht belastet wird (Ruheschmerz). Das ist aber nicht zwangsläufig der Fall. Begleitend kann eine Schwellung auftreten oder es kann zu Bewegungseinschränkungen mit einer teilweisen Blockade des Gelenks kommen. Je nach Schwere der Verletzung nimmt der Kniespezialist häufig eine Einstufung beispielsweise entsprechend der ICRS-Klassifikation (International Cartilage Research Society) vor. Diese teilt den Grad der Schädigung in vier Stufen ein:

  •  Grad 1: Leichte Erweichung des Knorpels
  •  Grad 2: Läsionstiefe <50% der Knorpeldicke
  •  Grad 3: Läsionstiefe >50% der Knorpeldicke
  •  Grad 4: Vollständige Knorpelläsion mit Durchbruch der subchondralen Platte.

Dabei steht die Stärke der auftretenden Schmerzen nicht unbedingt im Zusammenhang mit dem Ausmaß der Schädigung.

Diagnose

Für eine klare Diagnose des Ausmaßes einer Verletzung des Knorpelgewebes durch den Orthopäden ist der Einsatz von bildgebenden Verfahren wie Röntgen und Kernspintomographie (MRT) erforderlich. Ein konventionelles Röntgenbild des betroffenen Knies unter Belastung, also im Stehen, lässt über die Breite des Gelenkspalts Rückschlüsse auf eine Schädigung des Knorpels auf den Gelenkflächen zu.

Um ein genaueres Bild zu erhalten können die betroffenen Knorpelpartien mit Hilfe eines MRTs direkt sichtbar gemacht werden. Sollten sich auch aus diesem Verfahren keine gesicherten Erkenntnisse ergeben, hat der Kniespezialist die Möglichkeit eine Kniespiegelung (Arthroskopie) durchzuführen. Bei dieser Technik führt der Operateur eine kleine Kamera mit Lichtquelle in das betroffene Gelenk ein und kann sich so ein direktes Bild von der Lage machen, und gleichzeitig die ersten Behandlungsschritte einleiten.

Behandlung

Ist die Schädigung des Knorpelgewebes nur von geringerem Ausmaß (Grad 1 oder Grad 2 der oben beschriebenen ICRS-Klassifikation) kann in der Regel von einem operativen Eingriff abgesehen werden. In diesem Fall ist zu einer Physiotherapie zu raten um das gesunde Knorpelgewebe aufzubauen und zu stabilisieren. Dabei zielt die Physiotherapie nicht nur auf das betroffene Gelenk direkt, sondern bezieht die umliegende Muskulatur mit ein. Begleitend werden üblicherweise schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente eingesetzt.

 

Weiterhin haben in der letzten Zeit viele Studien gezeigt, dass durch die Injektion von PRP (plättchenreichem Plasma, Eigenbluttherapie) der Knorpel mit Wachstumsfaktoren und Stammzellen unterstützt und somit einer weiterer Verschleiß vermindert werden kann.

Liegt eine gravierendere Schädigung des Knorpels vor (Grad 3 oder Grad 4 der oben beschriebenen ICRS-Klassifikation) kann eine Operation sinnvoll sein. Ein solcher Eingriff wird, soweit möglich, in Form einer Kniespiegelung (Arthroskopie) also minimal invasiv durchgeführt. Erfolgt der Einsatz dieser Technik bereits im Rahmen der Diagnose, werden die erforderliche Maßnahmen meistens im gleichen Zuge durchgeführt. Dabei werden die zur Behandlung notwendigen Instrumente durch das bereits eingeführte Arthroskop an die entsprechende Stelle gebracht.

Bei kleinen Läsionen kommt als Behandlungsmethode das sogenannte Microfracturing in Frage bei, der durch ganz kleine Löcher Microblutungen gesetzt werden um den körpereigenen Regenerationsmechanismus in Gang zu bringen. Sind die Knorpelläsionen größer, ist in machen Fällen eine Knorpeltransplantation (ACT) Mittel der Wahl. Bei einem ersten arthroskopischen Eingriff werden dem Knie Zellen entnommen. Nach einer Züchtung in einem Labor werden die so entstandenen Knorpelstücke in einem zweiten Eingriff in die Knorpelläsion wieder eingesetzt. Nach der der Operation muss mit einer sechswöchigen Teilentlastung gerechnet werden.

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